Blauer Spätburgunder / Pinot noir und seine Klone
Herkunft:
Der Spätburgunder gehört zur Burgunderfamilie. Die Unterschiede zum Ruländer und Weißburgunder sind so gering, dass sie bis heute nur an der Färbung der Trauben zu unterscheiden sind. Der Name lässt schon ahnen, dass diese Familie aus dem französischen Burgund nach Deutschland gekommen ist. Der Spätburgunder liefert in den etwas kühleren Regionen die besten Rotweine.
Synonyme:
Pinot noir, Pinot nero, Blauburgunder, Klevner
Lageansprüche:
Der Spätburgunder stellt mittlere bis hohe Ansprüche an die Lage. In geringen Lagen entwickelt er zu wenig Alkohol, und die Säure bleibt sehr hoch.
Verbreitung:
Der Spätburgunder ist die Rotweinsorte der gemäßigten Klimate, dementsprechend findet man ihn vor allem in den kühlen Gebieten Frankreis (Burgund und Champagne), in Deutschland, Österreich, Schweiz, Nordamerika und Norditalien.
Klone:
Der Spätburgunder ist eine sehr variable Sorte, deshalb gibt es hier auch sehr viele Klone mit auch wirklich deutlichen voneinander unterschiedlichen Merkmalen. Die neuesten Züchtungsziele sind kleinbeerig, mischbeerig und lockerbeerig.
Grob kann man die Klone wie folgt zusammenfassen:
Traditionelle Klone
Als traditionelle Klone verstehen wir solche, welche von ihrer Traubenform an die Spätburgunder wie wir sie schon lange kennen erinnern. Einige Vertreter dieser Gruppe werden oder wurden oft als Standardklon betitelt, da sie früher oder teilweise auch immer noch in einem sehr großen Umfang angebaut werden.
FR 52-86
Dieser Klon des Weinbauinstitutes in Freiburg war bis etwa Mitte der 90er Jahre der meistgepflanzte Klone in Baden. Ein sicheres Ertragsniveau und gute Weinbeurteilungen waren die Hauptgründe dafür. Die relativ starke Botrytisneigung hat aber dazu geführt, dass er immer mehr an Bedeutung verloren hat, und heute nur noch sehr selten neu angepflanzt wird. Wenn man das Problem mit Botrytis durch Maßnahmen wie z.B. Traubenteilen oder Giberellineinsatz vermindert, kann er aufgrund seiner guten Weinbeurteilungen immer noch eine gute Alternative sein.
F 105
Dies ist ein älterer Klon von Reinhard Frank. Er ist wohl immer noch einer der lockersten Frank Klone. Sein Nachteil liegt in der starken Verrieselungsanfälligkeit, so dass es in Jahren mit schlechter Blüte oder bei sehr wüchsigen Anlagen zu starken Verrieselungsschäden kommen kann. Er wurde in neuerer Zeit fast vollständig von dem Nachfolger Frank 105-S verdrängt









F 105-S
Dies ist ein Klon von Reinhard Frank. Es ist eine Selektion aus dem ursprünglichen Klon Frank 105 und wurde anfangs unter der Nummer F 105/54 geführt.
Diesen Klon konnte man bis 2006 wohl als Standardklon in Baden bezeichnen. Er liegt von den Mostgewichts- und Ertragsdaten sehr eng bei dem FR 52-86. Im Gegensatz zu diesem hat er aber deutlich weniger Botrytis.
Frank Classic
Dieser Klon ist eine Selektion aus dem früher etwas verbreiteten Klon Frank 106. Dieser war relativ grossbeerig aber leider auch sehr dichtbeerig, so dass er große Probleme mit Botrytis hatte.Der Frank Classic wurde Anfangs unter der Nummer F 106/10 geführt. Er ist deutlich lockerer als der 106er. Diese Lockerheit zeigt sich jedoch oft erst ab dem fünften Standjahr.
Frank Charisma
Dies ist eine Selektion aus dem Frank 105. Er ähnelt doch sehr dem Klon Frank 105-S. Lediglich im Ertrag scheint er etwas unter diesem zu liegen. Diese Klon wurde anfangs unter der Nummer F 105/7/3 geführt.
Frank Vision
Der Klon Vision ist eine Selektion aus dem Klon Frank 105. Er wirkt in unseren Beständen eher noch lockerer als der F 105-S und vom Ertragspotential eher unter diesem. Es ist eine relativ neue Selektion. Er wurde anfangs unter dem Namen F 105/7/5 geführt. In extrem schlechten Blütejahren kann er auch mal zu starkem verrieseln neigen. Erträge von unter 100 kg/ar sind bei uns jedoch noch nie aufgetreten. Nach unserer Meinung eine Selektion die man im Auge behalten sollte.
Lockerbeerige Klone
Die lockerbeerigen Klone unterteilt man meist in zwei Gruppen: die Mariafeld Klone und die nicht-Marafeld Klone.
Mariafeld Typen:
Als Mariafeld Typen werden Klone bezeichnet, welche einer Spielart der Spätburgunders entstammen, welche ursprünglich in der Schweiz beheimatet war. Diese Gruppe zeichnet sich vor allem durch ein starkes vegetatives Wachstum, lange und lockere Trauben, größere Beeren und eine höhere Säure aus. Sie wurden ab Ende der 80er Jahre vermehrt gepflanzt. Teilweise sind sie jedoch aufgrund ihrer höheren Säure und dem oft etwas schlankerem Wein umstritten.
Man muss Ihnen jedoch auf jeden Fall zugute halten, dass sie als Sicherheit für Rotwein auch in Jahren mit hohem Botrytisbefall gesehen werden können.
Außerdem eignen Sie sich aufgrund der guten Säure sehr gut für die Bereitung von Sektgrundweinen oder Roséweinen.
FR 12 L
Dieser Klon des Weinbauinstitutes in Freiburg ist ein typischer Vertreter der Mariafeld Typen. Mit einem sehr lockeren Traubengerüst und relativ großen Beeren bekommt er nur sehr selten Botrytis. Er ist sehr lockerbeerig.
FR 13 L
Dieser Klon zeichnet sich im Gegensatz zu dem FR 12 L durch einen etwas noch höheren Ertrag aber auch durch eine etwas niedrigere (0,5 - 1 g/l) Säure aus. Ansonsten kann man sie als fast identisch einstufen.
We M 1
Die ist der lockerbeerige Mariafeld Klon der LVWO Weinsberg.
1- Gm Gruppe
Die Klone dieser Gruppe sehen ganz ähnlich aus, wie die Mariafeld Klone. Sie haben jedoch keine so hohe Säure. Tendenziell sind die Trauben etwas kürzer wie die der Mariafeld Klone.
Dieser Gruppe gehören alle Spätburgunder Klone der Forschungsanstalt Geisenheim, welche mit "1-" beginnen. Die Unterschiede zwischen den einzelnen Klonen dieser Gruppe ist sehr gering.
mischbeerige Klone
Die Klone dieser Gruppe zeichnen sich durch Trauben mit Beeren verschiedenster Größen auf. Dies nennt man dann mischbeerig. Vor allem die kleinen oft jungfernfrüchtigen Beeren bewirken eine gewisse Lockerheit und aufgrund dessen auch eine verminderte Botrytisanfälligkeit.
Zudem sorgen die sehr kleinen Beeren aufgrund ihres sehr guten Schalen/Saft Verhältnisses für farbkräftige körperreiche Rotweine.
Gm 20-er Gruppe
Diese Klone der Forschungsanstalt Geisenheim verrieseln gern, und haben deshalb immer mehr oder weniger viele kleine Beeren.
Aufgrund der Verrieselungsanfälligkeit sollte er jedoch nicht auf zu triebige Böden oder zu starke Unterlagen gepflanzt werden.
Freiburg 14er Gruppe
Diese Gruppe zeigt die typischen Merkmale der mischbeerigen Klone, jedoch meist nicht ganz so ausgepägt wie z.b. 20-13 Gm.
Ursprünglich bestand diese Gruppe aus folgenden Klonen:
Name | alter Name |
FR 1401 | EA 86-1 |
FR 1402 | EA 86-3 |
FR 1403 | EA 86-6 |
FR 1404 | EA 86-11 |
FR 1405 | EA 94-062 |
FR 1406 | EA 96-126 |
Aus dieser Gruppe wird aber wohl in Zukunft nur noch der FR 1401 weiter vermehrt werden. Da er der beste dieser Gruppe ist.








Freiburg 18er Gruppe
Zu den Merkmalen der mischbeerigen Typen hat diese Gruppe noch sehr aromatische Beeren. Dies zeigt sich nachher auch in sehr gehaltvollen, farbkräftigen Rotweinen. Eine der wohl verheißungsvollsten neuen Klone des Weinbauinstitutes in Freiburg.
Ursprünglich umfasste diese Gruppe folgende Klone:
Name | alter Name |
FR 1801 | EA 94-27 |
FR 1802 | EA 94-28 |
FR 1803 | EA 94-29 |
Auch aus dieser Gruppe wird wahrscheinlich in Zukunft nur noch der FR 1801 weitervermehrt werden.
FR 1801
Dieser Klon hat sich seit etwa 2007 mit dem weiterhin sehr verbreitetetn Klon F-105-S zum meist gepflanzten Klon in Baden entwickelt.
Die gute lockerbeerigkeit und der doch gute Ertrag sind gepaart mit sehr guten Weinbeurteilungen, sehr guten Mostgewichten und sehr guter Farbausprägung der Grund dafür.
Der Ertrag des Fr 1801 liegt unterhalb des F-105-S, jedoch kann er auf tiefgründigen Standorten auch deutlich über 110 kg/ar erreichen.
kleintraubige dichtbeerige Typen
Dies Typen zeichnen sich durch kleinere meist ungeschulterte Trauben aus. Sie sind jedoch fast allesamt dichtbeerig und deshalb auch sehr Botrytisanfällig.
Meist handelt es sich hier um sogenannte Pinot Typen, welche ihren Urpsrung im Burgund haben.
Pinot 115
Pinot 777
Dies ist eine Selektion aus dem 115. Er ist etwas lockerer als dieser, wobei die Weinbeurteilungen diesem nicht nachstehen.
Aufgrund seiner frühen Reife und der sehr guten Weinbeurteilungen wird er vorwiegend zur Herstellung von qualitativ sehr hochwertigen Rotweinen, oft auch mit Barriqueausbau, verwendet. Das Ertragspotential liegt deutlich unter den Standardklonen.
senkrechtwachsende Klone
Senkrechtwachsend nennt man Klone welche ohne große Heftmaßnahmen relativ senkrecht nach oben wachsen (Pinot droit). Die Laubarbeiten werden hier deutlich vereinfacht. Sie haben außerdem die Eigenart, dass die Blätter mehr nach oben stehen, und somit die Traubenzone relativ frei von Blättern ist.
Geisenheim 2er Gruppe
Dies sind die Geisenheimer Vertreter der senkrechtwachsenden Gruppe.
Freiburg 16er Gruppe
Diese Gruppe besteht auf folgende Klonen:
Name | alter Name |
FR 1601 | EA 86-8 |
FR 1602 | EA 86-10 |
FR 1603 | EA 86-13 |
FR 1604 | EA 86-14 |
FR 1605 | EA 96-066 |
FR 1606 | EA 96-093 |
Diese Gruppe vereint die Vorteile der Senkrechtwachsenden mit einer etwas lockeren Traubenform. Dieser Lockerheit ist jedoch längst nicht so ausgeprägt wie etwa bei den mischbeerigen Typen. Im Moment werden aufgrund der Verkostungsergebnisse die Klone FR 1602, FR 1603 und FR 1604 favorisiert.