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Herkunft der Resistenzloci

Die für die Züchtung wichtigen Resistenzgene müssen natürlich bereits in irgendeiner Rebenart vorhanden sein. Meistens findet man sie dort, wo die Reben seit jeher mit den Mehltauarten „aufgewachsen” sind. Das bedeutet, dass sie vor allem bei Wildarten in Nordamerika zu finden sind. Dort haben sich durch das Vorhandensein der Mehltaupilze einzelne Mutationen durchgesetzt, die zu einer Resistenz führten, und haben sich so etabliert.

Um die Züchtung zu beschleunigen und das Vorhandensein solcher Resistenzen in den Nachkommen einer Kreuzung frühzeitig zu erkennen, werden die Resistenzen sogenannten Resistenzloci zugeordnet. Das bedeutet, dass mithilfe statistischer und gentechnischer Methoden versucht wird, den Abschnitt des Genoms zu ermitteln, der für eine bestimmte Resistenz verantwortlich ist. Diesen Genabschnitt nennt man dann einen Resistenzlocus. Mithilfe gentechnischer Methoden kann somit schon sehr früh nach dem Keimen des gekreuzten Samens festgestellt werden, ob dieser Nachkomme bestimmte Resistenzen enthält.

Bei der Züchtung neue resistenter Rebsorten wird somit früh auf das Vorhandensein verschiedener Resistenzloci selektiert.

Die verschiedenen Resistenz-Loci entstammen ganz unterschiedlichen Vitis-Arten.

Die folgende Übersicht zeigt einen Ausschnitt der aktuell bekannten Resistenzloci. Sie zeigt, aus welchen Vitis-Arten die Resistenzen stammen, auf welchen Chromosomen sie liegen und wie stark ihre Wirkung bzw. Resistenz derzeit eingeschätzt wird.

Was ist ein Resistenzlocus

Ein Resistenzlocus (= Resistenzort / Plural: Resistenzloci) ist ein spezifischer Abschnitt auf einem Chromosom, der Gene enthält, die für die Resistenz einer Pflanze oder eines Organismus gegen bestimmte Krankheiten oder Schädlinge verantwortlich sind. Diese Gene können beispielsweise die Produktion von Proteinen steuern, die Krankheitserreger abwehren oder deren Ausbreitung verhindern.

In der Pflanzenzüchtung ist die Identifizierung solcher Resistenzloci besonders wichtig, um widerstandsfähigere Sorten zu entwickeln. Ein bekanntes Beispiel ist die Züchtung von Rebsorten, die gegen den Echten und Falschen Mehltau resistent sind.

Loki NameKrankheitHerkunft der ResistenzAuf ChromosomResistenzstärkeReferenz
Rpv1PeronosporaV. rotundifolia12HochMerdinoglu et al., 2003
Rpv2PeronosporaV. rotundifolia18VollständigWiedemann-Merdinoglu et al., 2006
Rpv3PeronosporaV. rupestris18TeilweiseBellin et al., 2009; Welter et al., 2007
Rpv4PeronosporaAmerican Vitis4SchwachWelter et al., 2007
Rpv5PeronosporaV. riparia9SchwachMarguerit et al., 2009
Rpv6 PeronosporaV. riparia12SchwachMarguerit et al., 2009
Rpv7 PeronosporaAmerican Vitis7SchwachBellin et al., 2009
Rpv8 PeronosporaV. amurensis14HochBlasi et al., 2011
Rpv9 PeronosporaV. riparia7SchwachMoreira et al., 2011
Rpv10 PeronosporaV. amurensis9HochSchwander et al., 2012
Rpv11 PeronosporaAmerican Vitis5SchwachFischer et al., 2004
Rpv12 PeronosporaV. amurensis14HochVenuti et al., 2013
Rpv13 PeronosporaV. riparia12SchwachMoreira et al., 2011
Rpv14 PeronosporaV. cinerea5-Ochssner et al., 2016
Run1OidiumV. rotundifolia12VollständigPauquet et al., 2001
Run 2.1OidiumV. rotundifolia18TeilweiseRiaz et al., 2011
Run 2.2OidiumV. rotundifolia18TeilweiseRiaz et al., 2011
Ren1OidiumV. vinifera13TeilweiseHoffmann et al., 2008
Ren2OidiumV. cinerea14TeilweiseDalbó et al., 2000
Ren3OidiumAmerican Vitis15TeilweiseWelter et al., 2007
Ren4OidiumV. romanetii18TeilweiseRiaz et al., 2011
Ren5OidiumV. rotundifolia14VollständigBlanc et al., 2012
Ren6OidiumV. piasezkii9VollständigPap et al., 2016
Ren7OidiumV. piasezkii19TeilweisePap et al., 2016
Ren8OidiumAmerican Vitis18TeilweiseZyprian et al., 2016
Ren9OidiumAmerican Vitis15TeilweiseZendler et al., 2021

Quelle: D. Merdinoglu , C. Schneider, E. Prado, S. Wiedemann-Merdinoglu and P. Mestre 2017:  Breeding for durable resistance to downy and powdery mildew in grapevine